Wohnen ist Menschenrecht
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Wohnungslosigkeit bis 2030 überwinden
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In Zeiten der Pandemie

Zum Jahresausklang 2021 hätten wir sehr gerne die vierte Ausgabe der wohnungslos mit einem positiven Ausblick auf die erfolgreiche Überwindung der Coronapandemie beschlossen. Stattdessen blicken wir sorgenvoll auf die Entwicklungen und Folgen einer vierten Welle. Sie bestätigt uns in der Schwerpunktsetzung für die nächste Bundestagung der BAG Wohnungslosenhilfe (BAG W), die unter dem Titel (UN) BEDINGT SYSTEMRELEVANT – Gemeinsam gegen Existenznot und Wohnungslosigkeit vom 2. bis 4. März 2022 stattfindet. Es ist nicht davon auszugehen, dass wir bis dahin von einer postpandemischen Zeit sprechen können. Umso wichtiger ist es, vor dem Hintergrund der dann zwei Jahre währenden Corona-Pandemie und insbesondere ihren Folgen für die Menschen in Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit, den gesellschaftlichen Auftrag der Wohnungsnotfallhilfen und die sich daraus ableitende Systemrelevanz zu debattieren. Bitte beachten Sie das Tagungsprogramm, das dieser Ausgabe mit den entsprechenden Anmeldebögen beiliegt. Bei der organisatorischen Umsetzung gehen wir neue Wege. Die Tagung findet an zwei Tagen in hybrider Form statt, woran sich ein dritter digitaler Konferenzteil anschließt. Wir laden Sie herzlich ein, sich bei dieser neuen Form der Umsetzung an Austausch und Diskussion zu beteiligen.

Die vorliegende Ausgabe behandelt in vier Beiträgen aktuelle Entwicklungen und Fragestellungen in der Hilfepraxis. Eingangs zeigen Katrin Liel und Jörn Scheuermann anhand der Studie bewoHLa den Nutzen und die Relevanz von praxisbegleitenden Studien für den Ausbau der Wohnungsnotfallhilfe. Daran schließt sich ein Plädoyer von Ingo Bullermann, Karen Holzinger und Corinna Müncho zur Umsetzung von Housing First in den Hilfen nach den Paragraphen 67, 68 SGB XII an, das von eigener Praxiserfahrung anhand eines Berliner Modellprojektes geleitet ist. Im Folgebeitrag stellt Beate Blank mit Blick auf den Schutz vor Gewalt gegen Frauen einen intersektionalen Ansatz vor, der bei der Umsetzung von Gewaltschutzkonzepten Beachtung verdient. Schließlich diskutiert Manfred Hammel in dieser Ausgabe Ergebnisse und Folgerungen einer in Zürich erstellten Studie zu Armutsformen und -folgen in der Corona-Krise. Gerne weisen wir Sie auf das folgende Interview mit den zwei verantwortlichen Hochschullehrenden für die berufsbegleitende Weiterbildung „Wohnungsnotfallhilfe“ an der Hochschule Fulda hin. Im Dokumentationsteil findet sich die Empfehlung der BAG W zur Ausgestaltung der Angebote für trans* und inter* Menschen in der Wohnungsnotfallhilfe. Diese wurde durch die Projektgruppe „trans* und inter* Menschen“ der BAG W erarbeitet und leistet Aufklärung und Unterstützung für die Praxis.

Die Folgen der Pandemie zeigen die dringende Notwendigkeit für eine Nationalen Strategie zur Überwindung von Existenznot und Wohnungslosigkeit. Dass die neue Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag einen Nationalen Aktionsplan zur Überwindung von Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit vorsieht, lässt auf die dringend notwendigen Schritte hoffen. Als BAG W werden die Umsetzung aufmerksam verfolgen. Damit wünsche ich Ihnen im Namen der wohnungslos-Redaktion ein gelingendes und gesundes Jahr 2022.

Joachim Krauß

Schriftleitung wohnungslos