Im März dieses Jahres fand die BAG W-Frauentagung in Weimar statt. Das Interesse war sehr groß, sich mit der frauenspezifischen Arbeit in der Wohnungslosenhilfe auseinanderzusetzen, aktuelle Herausforderungen zu diskutieren und sich für notwendige Standards einzusetzen.
Die Diskussionen zeigten, dass die mangelnde Wohnraumversorgung zu erschwerten Bedingungen in der alltäglichen Arbeit führt. Die Verweildauer in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe nimmt zu, da eine Vermittlung in den regulären Wohnungsmarkt kaum möglich ist. Immer mehr Frauen mit Kindern und Familien sind von Wohnungsverlust betroffen bzw. bedroht. Die Möglichkeiten, erforderliche Angebote unter Berücksichtigung der Standards frauen- und familienspezifischer Hilfen zur Verfügung zu stellen, sind unzureichend.
In den Vorträgen, Workshops und Praxisberichten wurde der besondere Unterstützungsbedarf von Frauen in einem Wohnungsnotfall dargestellt und notwendigen Maßnahmen und Forderungen formuliert. Drei ausgewählte Beiträge geben einen vertieften Einblick: Kai Hauprich und Susanne Schulte stellen die zentralen Ergebnisse einer quantitativen Erhebung der Hochschule Düsseldorf vor, die in den frauenspezifischen Hilfen des Diakonieverband Rheinland-Westfalen-Lippe stattfand. Drin. Claudia Wallner gibt einen umfassenden Überblick über Frauen in Armut und ihre Folgen. Heike Rabe und Drin. Claudia Engelmann zeigen auf, was die Umsetzung der Istanbul-Konvention für den Gewaltschutz in den Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe bedeutet.
Zusammenfassend lässt sich feststellen: Um den unterschiedlichen Situationen und besonderen Bedürfnissen von wohnungslosen Frauen zu entsprechen, bedarf es einer geschlechtersensiblen sowie frauengerechten Perspektive in Analysen und Schlussfolgerungen für die Hilfeangebote bzw. die Hilfesysteme. Die überarbeitete Empfehlung der BAG W „Sicherstellung bedarfsgerechter Hilfen für Frauen in einer Wohnungsnotfallsituation“ soll dazu einen wertvollen Beitrag leisten.
Wir danken allen Beteiligten, die zum Gelingen der Fachtagung und der Empfehlung beigetragen haben und den vielen Kolleginnen und Kollegen, die sich für frauengerechte und gendersensible Hilfen im Wohnungsnotfall einsetzen.
Sabine Bösing
stellvertretende Geschäftsführerin BAG W